Rolf, ein fiktiver Besucher der realen Nacht der offenen Kirche erzählt:
"Am Freitag, den 26. März, war ich wieder bei der Nacht der offenen Kirche in Ueberau, die der CVJM mit der Kirchengemeinde zusammen organisiert. Ich wollte mir um 20:30 Uhr die Mittendrin-Band ansehen. Die Kombination aus Lobpreis und Band klang spannend. Und danach sollte ja auch die Taizé-Andacht stattfinden, die ich schon in den letzten Jahren besucht hatte.
Also habe ich mich auf den Weg gemacht und war so um viertel nach acht an der Kirche. Draußen an der Mauer hing ein großes Banner, auf dem »Nacht der offenen Kirche« stand. In der Kirche war der Posaunenchor noch mitten in seinem Konzert. Immer wenn ich den Posaunenchor sehe, bin ich über die große Anzahl der Musiker erstaunt. Und gut spielen können sie auch.
Nachdem der Posaunenchor fertig war, begannen die Mittendrin-Leute aufzubauen. Das dauerte etwas länger. Die hatten aber auch viele Kisten und Kabel dabei. Die Umbaupause nutzte ich, um mich etwas umzusehen. Die Kirche war gut besucht. Aber die Stühle standen anders als sonst. Und der Altar war von roten Tüchern umrahmt. Hinten unter der Empore war wieder mit Stellwänden ein Bereich abgeteilt. Auf der einen Seite gab es Tee und Laugenbrezeln, was ich auch gleich nutzte, um mich für die kommenden Stunden zu stärken. Dabei betrachtete ich die Bilder aus der CVJM-Arbeit, die an den Wänden hingen. Auf einem war ich auch zu sehen, vor zwanzig Jahren. Da war ich noch jung! Auf der anderen Seite stand ein Monitor, auf dem aktuelle Bilder aus der Jungschar, dem Teenkreis und von den Freizeiten zu sehen waren.
Inzwischen war die Band fertig und begann mit dem ersten Lied. Sofort fingen meine Beine an mit zu wippen und wenn ich den Text gekonnt hätte, hätte ich mitgesungen. Was für eine Art, Gott zu loben! Zwischen den Liedern erklärte Pfarrer Munstein, der in der Band mitsingt, dass sie in Gernsheim regelmäßig am Sonntagabend einen etwas anderen Gottesdienst, den Mittendrin-Gottesdienst, mit ihrer Musik begleiten. So einen Gottesdienst wünsche ich mir für Ueberau auch.
Nach der Mittendrin-Band wandelte sich die Atmosphäre der Kirche komplett. Vorne am Altar wurden viele Kerzen angezündet und in der Kirche selbst gingen die Lichter aus. Die ruhigen meditativen Melodien aus Taizé füllten die Kirche. Die Lieder wurden von vier Jugendlichen mit Violine und Querflöte begleitet. Und jetzt gab es auch ein Liedblatt, so dass ich mitsingen konnte. Besonders eindrücklich fand ich den Bibeltext, der zwischen den Gesängen in vier Sprachen vorgelesen wurde.
Inzwischen war es schon 23:00 Uhr und eigentlich wollte ich nach Hause gehen. Aber dann wurde mir gesagt, dass der Auftritt von Pfarrer Schmidt und Pfarrer Neserke im letzten Jahr so toll war. Also blieb ich noch und wurde nicht enttäuscht. Beide spielten Gitarre und sangen Lieder, die im weitesten Sinne »Heimat« zum Thema hatten. Schmidts Gitarrenspiel hat mich erstaunt. Auf einer Gitarre gleichzeitig Melodie und Begleitung spielen kann nicht jeder.
Um Mitternacht erfüllte dann ein guter Duft die Kirche, so dass ich noch etwas bleiben musste, um die Suppen zu probieren, die angeboten wurden. Die Markklößchensuppe war lecker und die Ingwer-Karottensuppe fast noch besser. Beim Essen wurde mir erzählt, dass die Nacht der offenen Kirche mit einer Jungscharstunde begonnen hatte. Die Kinder spielten und sangen miteinander und hörten auch eine biblische Geschichte. Um 19:00 Uhr war dann der Flötenkreis zu sehen und natürlich auch zu hören.
Jetzt war es schon halb eins und ich dachte ich mir, jetzt könnte ich auch bis zum Ende bleiben. Inzwischen hatte sich Gerrit Langenbruch auf die Seitenbühne gesetzt und brachte eine Klangschale zum Klingen. Nachdem er die Aufmerksamkeit der verbliebenen Besucher hatte, erzählte er Märchen vom Unterwegssein. Einige Besucher waren inzwischen doch ziemlich müde und hatten Probleme, die Augen aufzuhalten.
Kurz vor zwei sangen wir dann noch zwei oder drei Lieder und Corinna Stuckert erzählte uns von Moses Weg durch die Wüste und wie er und das Volk Israel von Gott beschützt wurden. Und mit einem Segen für den Nachhauseweg war die Nacht der offenen Kirche dann beendet.
Ich bin jetzt doch fast vier Stunden länger geblieben, als ich es vor hatte. Vielleicht sollte ich im nächsten Jahr einfach den ganzen Abend einplanen."
Clemens Tischner