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Monatsspruch August 2013 – Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet. (Psalm 30,12)

Erschienen in Neues aus den Ortsvereinen von Heinrich Tischner 2 August, 2013

Liebe Leserin, lieber Leser,

so haben wir's gern: Freude statt Klage, Tanz statt Trauer. "Ein Christ soll ein fröhlicher Mensch sein", darum "weicht, ihr Trauergeister" und "ein Narr, wer sich verschließt, den jede Lust verdrießt." Das Leben ist doch schön! Als ob das so einfach wäre! Denn das Leben hat viele Facetten:

Den Frommen in meiner Jugend hat man nachgesagt, sie würden griesgrämig gucken und ihren Mund in künstliche Falten legen. Da war sicher was dran, denn einige spielten gern Moralapostel und regten sich auf über die Fehler andrer Leute. So sind halt mal die älteren Leute. Ich war damals noch jung, und ich frage mich heute noch: Was ist dagegen einzuwenden, wenn andere fröhlich sind?

Es gibt eine natürliche, ansteckende Fröhlichkeit, die nicht jedem gegeben ist. Und es gibt eine künstliche, aufgesetzte, die eher peinlich wirkt. Was geht in einem Menschen vor, der den Kasper spielt? Fühlt er sich nicht ernst genommen und benimmt sich daher wie ein Clown? Warum müssen wir "cheese" sagen, wenn wir fotografiert werden? Zwischen dem strahlenden Lächeln eines Kindes und dem wütenden Zähnefletschen ist nur ein winziger Unterschied. Und die Schadenfreude ist auch eine Freude.

Einige Menschen können nicht lachen, nicht weil sie nichts zu lachen haben, sondern weil sie innerlich blockiert sind. Andere haben so viel Schlimmes erlebt, dass sie nicht mehr froh werden können. Oder sie sind belastet mit einer schweren Schuld, die sie auf sich geladen haben. Oder depressiv. Es ist gar nicht so einfach, sich zu freuen.

Ein Teil der Psalmen sind Gebetsformular für Menschen, die in Not waren, zum Beispiel wegen einer Krankheit oder wegen eines Konfliktes. Sie konnten in den Tempel gehen und frei oder mit den Worten eines Psalms Gott ihr Leid klagen. In 1. Samuel 1 und 2 wird erzählt, wie das ging: Die kinderlose Hanna geht zu einem Opferfest zum Heiligtum und klagt im Tempelgebäude Gott ihre Not. Der Priester hörte normalerweise mit, aber Hanna betet leise. Er spricht sie darauf an, sie berichtet und er sagt ihr Gottes Hilfe zu. Hanna bekommt ein Kind und dankt Gott mit einem Opfer und einem Loblied.

Auch der Schluss des 30. Psalms ist ein Dankgebet: Ich war in der Klemme, aber Gott hat mir geholfen. "Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet." Das ist was anderes als aufgeleierte Lustigkeit unter guten Freunden oder Stimmung bei einem Fest. Es ist Erleichterung, dass die Schwierigkeiten überwunden sind.

Wie lange hält diese Freude an? Auch sie vergeht wie Lustigkeit und Feierlaune. Das ist doch alles nur ein Ab und Auf der Gefühle. Anders ist die tiefe Zufriedenheit, die aus der Verbundenheit mit Gott erwächst, und die innere Ruhe, die wir dabei finden. Im Himmel werden wir nicht lachen, singen und tanzen, sondern bei unserm Papa auf dem Schoß sitzen, ganz ruhig und zufrieden.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner