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Monatsspruch Juli 2013 – Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir. (Apostelgeschichte 18,9.10)

Erschienen in Neues aus den Ortsvereinen von Heinrich Tischner 30 Juni, 2013

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie man's macht, ist's falsch: Sagt man ein Wort zu viel, ist der andere empört oder beleidigt. Sagt man ein Wort zu wenig, heißt es hinterher: "Warum hast du denn nichts gesagt?" Dauerredner sind nicht beliebt und schweigsame Zuhörer gelten als langweilig. Prediger 2,7 macht uns darauf aufmerksam: "Schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit", man muss das rechte Wort zur rechten Zeit sagen und man muss den Mund halten können. Der Liederdichter Johann Heermann betet 1630: "Hilf, dass ich rede stets, womit ich kann bestehen; lass kein unnützlich Wort aus meinem Munde gehen; und wenn in meinem Amt ich reden soll und muss, so gib den Worten Kraft und Nachdruck ohn Verdruss." (EG 495,3)

Paulus hatte in Korinth in der Synagoge gepredigt, das gab Ärger. Da zog er die Konsequenzen und sagte: "Wenn ihr das nicht hören wollt, dann predige ich woanders." Er musste nicht lange nach einem neuen Ort suchen: Ein zum Judentum übergetretener Römer wohnte nebenan und bot Paulus sein Haus an. In der Nacht erschien ihm Christus und ermunterte ihn: "Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir."

Was lernen wir daraus? Sage, was du meinst sagen zu müssen, aber dränge dich nicht auf. Wenn man dich nicht hören will (oder wenn du nichts zum Thema zu sagen weißt), dann halte den Mund und "wirf deine Perlen nicht vor die Säue" (Matthäus 7,6). Es muss nicht Unglaube oder Bosheit sein wie in Korinth, wenn man dich nicht über deinen Glauben reden lässt. Es passt vielleicht bloß nicht zur Sache und es mag keiner, wenn sich jemand zu Wort meldet und dann nur wieder sein Lieblingsthema wiederkäut. Es hat auch keinen Sinn, jemand einen Vortrag zu halten über etwas, was er nicht versteht oder was ihn nicht interessiert.

Wissen, wann man wo mit wem über was reden kann, ist das eine. Und zuhören können ist das andere. Wenn jemand nicht mitredet, kann das ein Zeichen sein, dass er interessiert zuhört.

Leider geschieht es aber immer wieder, dass zaghafte Menschen nur deswegen schweigen, weil man sie nicht zu Wort kommen lässt. Es hat zwar jeder das Recht seine Meinung zu äußern, aber nicht jeder will sie hören, wie bei Paulus. Viele müssen auch "in ihrem Amt reden", auch wenn sie vielleicht momentan nichts zu sagen haben. Aber da sie "etwas zu sagen haben", reden müssen. lässt man sie gewähren. Wer reden darf und wer nicht, entscheidet meist die Rangordnung. Es ist eigentlich Sache eines Gesprächsleiters oder Moderators, dass er nicht nur selber spricht, sondern vor allem das Wort erteilt und darauf achtet, dass keiner übersehen und überhört wird. Und es kann jeder Gesprächsteilnehmer ein Auge drauf haben, dass auch die Zaghaften zu Wort kommen.

Jesus ermutigt aber Paulus nicht einfach mitzureden und seine Meinung zu sagen, sondern zu predigen. Ihn hatte er ausdrücklich zum Apostel berufen. Das ist nicht jedermanns Sache und es ist auch nicht gut, wenn jemand meint, seine Mitmenschen mit Bibelsprüchen überschütten und bekehren zu müssen. Trotzdem kann jeder von uns zu seinem Glauben stehen, durch seine Art zu leben, zu handeln und zu reden.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner