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Bundesposaunenfest in Essen

Erschienen in Neues aus den Ortsvereinen von Gustav Langenbruch 31 Oktober, 2011

Von Ueberau nach Essen ist es weit. Um 6 Uhr hätte ich losfahren müssen, um rechtzeitig zum Gottesdienst in die Gruga-Halle zu kommen. Das ist nichts für mich, und so fuhr ich am Samstag zur Bundeshöhe in Wuppertal, übernachtete beim CVJM und am Sonntag ging‘s dann weiter nach Essen.

An der Grugahalle traf ich zuerst auf Reiner Lux, den für uns bekanntesten Sekretär des CVJM-Westbundes, der zum Begrüßungskomitee gehörte. Dann löste ich eine Teilnehmerkarte und erhielt ein Armbändchen als Erkennungszeichen mit dem Motto des Festes, schaute noch kurz beim Stand der CVJM-Materialstelle vorbei und fand dann einen Platz weit oben auf der untersten Tribüne.

Auf der Bühne stand ein großes weißes Kreuz und darüber hing das Motto "Zeichen seiner Liebe". Rechts und links hingen CVJM-Fahnen. Ca. 2000 Bläser saßen in der Innenfläche der Halle und auf einer kleinen Tribüne (Auswahlchor), knapp 2000 Nichtbläser auf den Tribünen. Die Bläser probten bis kurz vor Gottesdienstbeginn, dann gab es noch einige Minuten eine Zeit der Stille (bei der es wirklich sehr still war!).

Der Gottesdienst begann mit einer Fanfare, dann begrüßte Hartwig Strunk (aus unserem Kreisverband Starkenburg) als Präses Mitwirkende und Besucher. Er wirkte auch bei der Liturgie mit. Vom Fürbittengebet blieben mir besonders in Erinnerung seine Sätze "Danke, dass wir uns hier ungestört versammeln können. Wir bitten für alle Christen, die das nicht können, die daran gehindert oder dafür bestraft werden."

Jeder hatte ein Programmheft, in dem auch die Lieder ausgedruckt waren. Musikalisch berührten mich am meisten das Eingangslied "Die güld‘ne Sonne…" und der Choral "Lobet den Herren, alle die ihn ehren…".

Die Predigt hielt unsere Generalsekretärin Hildegard vom Baur über 1. Johannes 4,15-21. Ein Kernsatz lautete: "Gott liebt uns trotz unserer Vorgeschichte." Njeri Weth - eine christliche Sängerin mit sehr guter, lauter Stimme - sang zwei Solos. Viele Bläserstücke waren modern bis zum Rock, was wohl viel Können voraussetzt, aber nicht mein Stil ist (das liegt vielleicht an meinem Alter). Es gab aber viel Applaus.

In der Mittagspause ging ich zur Gruga (Eintritt wie immer frei) und dann schnurstracks zu den Schauhäusern (wunderschöne Geranien-Ausstellung). Auf dem Rückweg winkten mir Karl-Heinz Jauch aus dem CVJM Eberstadt und Bernd Reininghaus, der pensionierte Bundessekretär, der lange Zeit für Hessen zuständig war. Bernd erzählte von einem Besuch in Fischbachtal!

Die Festveranstaltung am Nachmittag war besser besucht als der Gottesdienst, möglicherweise durch die Eltern der Jungscharkinder, die morgens am Jungschargottesdienst teilgenommen hatten, jetzt aber hier waren und am Ende ihre Kinder mit nach Hause nehmen wollten. Die Leitung hatte diesmal Claus Hassing, unser Sekretär für Evangelisation, der inzwischen zum Generalsekretär des CVJM Ostwerkes berufen wurde.

Die Bläser beherrschten natürlich das Feld und erhielten viel Applaus. Manchmal dirigierten außer dem Hauptdirigenten noch zusätzlich zwei weitere (rechts bzw. links). Wie üblich - auch im Gottesdienst - spielte teils nur eine Chorhälfte, dann wieder die andere oder der Auswahlchor.

Am ergreifendsten war für mich das Spiel aller Bläser, vor allem bei den Chorälen. Von den modernen Stücken waren mir einzelne bekannt (z.B. "New York, New York" von Christoph Reichelt), das auch der Ueberauer Posaunenchor spielt. Eindrucksvoll war auch, dass die Bläser einmal geschlossen ihre Instrumente nach oben streckten als Zeichen dafür, dass ihr Spielen Gott zur Ehre dienen soll. Hassing erzählte von seinem ersten Posaunenfest: "Das war, als wenn die Hallendecke abhebt."

Höhepunkte waren die Vorträge von "genesis brass", einem Bläserchor aus 13 Spielern mit enormem Können, die vor allem zeitgemäße Kompositionen über Choräle bzw. Kirchenlieder bieten (z.B. "Danke für diesen guten Morgen…"). Mir sagen aber die alten Fassungen mehr zu, die modernen sind mir zu "abgehackt".

Roland Werner sprach als neuer Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes ein geistliches Wort zum Tagungsmotto. Er versteht unter den Zeichen der Liebe Gottes nicht nur Musik und Kunst, sondern auch die Schöpfung, wissenschaftliche Erkenntnisse und Projekte. Zur Einführung sagte er: Posaunen werden oft in der Bibel erwähnt (wenn man Schofar, ein Widdderhorn, mit "Posaune" übersetzt, sogar schon bei Mose.), die Orgel überhaupt nicht. Wenn in der Bibel Posaunen erwähnt werden, geht es immer um etwas besonders Wichtiges, z.B. die sieben Posaunen in der Offenbarung. Die 7.Posaune erklang für Freude, Frieden und Sieg. (Um das zu demonstrieren, ließ er alle Bläser 6x Dissonanzen spielen, beim siebten Mal aber alle den gleichen Ton. Das war sehr eindrucksvoll.) Jesus siegte nicht durch Gewalt, sondern weil er das Leiden auf sich genommen hat. Der Weg der Leiden ist der Weg des Friedens. Er erinnerte an ein Wort des früheren Bundespräsidenten Dr. Heinemann auf dem Kirchentag in Essen: "Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt." Unser Leben soll ein Zeichen der Liebe Gottes sein. Das erkannte auch Graf von Zinsendorf, als er in Düsseldorf ein berühmtes Bild vom leidenden Jesus sah mit der Unterschrift "Das tat ich für dich. Was tust du für mich?" Sein Leben wurde dadurch total verändert.(Er nahm Glaubensflüchtlinge auf, er gründete 1727 die Herrnhuter Brüdergemeinde, die heute weltweit bekannt ist durch die von ihr herausgegebenen "Losungen" für jeden Tag.)

Ergreifend war der Einzug von ca. 500 CVJM-Jungscharlern in die Gruga-Halle, während die Bläser ein Fanfarenstück spielten. Alt und Jung zusammen bei diesem Fest und mit dieser Begrüßung. Der gesamte Chor spielte solange, bis alle Jungscharler in der Nähe ihres Sitzplatzes waren. Diese Jungschargruppen hatten an einem Jungschartreffen teilgenommen, weil sie zuvor durch zahlreiche Ideen und Aktionen über 30.000 € für Kindergärten unserer Partnerschaftsvereine in Ghana (Westafrika) eingebracht hatten.

Nun wurden Posaunenfest und Jungschartreffen gemeinsam beendet. Die Kollekte war für die Jungbläserarbeit bestimmt. Es soll damit eine Dirigentenstelle finanziert werden. Nachdem das offizielle Programm beendet war und gerade die Ersten aufstehen wollten, kam nochmals einer der Dirigenten ans Pult und sagte: "Wir haben noch etwas vergessen. Darauf warten die Bläser, und ich bin überzeugt, dass auch alle die entsprechenden Noten dabei haben. Zum Schluss spielen wir wie immer Gloria sei dir gesungen…" (im Satz von Joh. Sebastian Bach, Ev. Kirchengesangbuch Nr. 535). - Da hebt wirklich die Decke ab, und die Tränen sind nicht weit! Wunderbar!

Gustav Langenbruch