Zum Inhalt fortfahren


Monatsspruch Februar 2013 – Dein Auge ist das Licht des Leibes. Wenn nun dein Auge lauter ist, so ist dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster. So schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei. Wenn nun dein Leib ganz licht ist und kein Teil an ihm finster ist, dann wird er ganz licht sein, wie wenn dich das Licht erleuchtet mit hellem Schein. (Lukas 11,35)

Erschienen in Neues aus den Ortsvereinen von Heinrich Tischner 1 Februar, 2013

Liebe Leserin, lieber Leser,

Eine merkwürdiges Bild ist das: "Dein Auge ist das Licht des Leibes." Gewiss, durch das Auge fällt Licht in unser Inneres, das Gehirn registriert, dass es hell ist und was wir wahrnehmen. Wir kennen auch die Vorstellung, dass die Autoscheinwerfer Augen sind. Beides meint Jesus nicht, sondern: Die Augen sind wie Fenster, aus denen Licht scheint - oder auch nicht. Wir können von außen erkennen, ob Licht in einem Zimmer brennt. Die Augen sind also wie Kontrolllämpchen, die Auskunft geben über unser Inneres.

Wir drücken das etwas anders aus: Wir sagen, dass ein Mensch strahlt oder finster drein blickt. Ich habe neulich ein paar Typen gesehen, denen möchte ich nicht im Mondschein begegnen. Ihre Augen und Gesichter und ihr ganzes Wesen wirkte finster, unheimlich. Andere blicken uns offen in die Augen und lassen ein kurzes Lächeln erkennen, nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen. Wenn die Pupillen geöffnet sind, zeigt das, das dieser Mensch aufgeschlossen ist und freundlich. Wenn sich die Pupillen zusammenziehen, verschließt er sich und beginnt uns "mit bösem Blick" zu fixieren, als wollte er sich auf uns stürzen. Augen sind aufschlussreich.

Offensichtlich hat Jesus hier eine Volksweisheit zitiert und ausgelegt. Aber was wollte er damit sagen? Vielleicht das, was mir meine Mutter immer wieder gepredigt hat, wenn sie mich warnte, meinen Glauben allzu sehr auf der Zunge zu tragen: "Man muss an deinem ganzen Wesen erkennen, dass du zu Jesus gehörst, nicht nur an deinen Worten." Nur dann, wenn wir überzeugend leben, können wir auch überzeugend reden. Man muss uns anmerken, dass wir hinter dem stehen, was wir sagen.

Wir legen heute großen Wert auf den Eindruck, den wir machen. Manche Menschen planen sehr genau, was sie bei welcher Gelegenheit anziehen - "Was sollen sonst die Leute von mir denken?" -, wie sie ihre Worte setzen und welche Worte sie wählen, um keinen falschen Eindruck zu machen. Und wir erleben es ja immer wieder, dass die Zuhörer gar nicht zuhören, sondern darauf lauern, dass der Redner eine ungeschickte Formulierung von sich gibt und damit ins Fettnäpfchen tritt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch Jesus seine Auftritte und Argumente so genau geplant hat. Er überzeugte durch sein Wesen, seine Ausstrahlung, sein Charisma. Sein Glanz kam nicht von seiner gepflegten Erscheinung und seinen kostbaren Gewändern, sondern kam von innen heraus. Man merkte ihm an, dass er hinter seinen Worten stand. Deshalb konnte er es sich auch leisten, so zu reden, dass es nicht jedem behagte. Denn Wahrheit ist heilsam, aber oft unbequem.

Uns als seinen Jüngern hat er mit auf den Weg gegeben: "(Wenn ihr euch vor Gericht verantworten müsst), so sorgt euch nicht vorher, was ihr reden sollt; sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid's nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist." (Markus 13,11) Der Heilige Geist kommt aber nicht jedes Mal wie eine Taube vom Himmel geflogen, wenn er uns etwas sagen will, sondern Jesus ist in uns, ein Teil unsres Wesens. "Wir in ihm und er in uns." Ich arbeite mein ganzes Leben daran, dass Jesus in mir zur Geltung kommt.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner